Naturbeobachtung: Baumblüte

Das Frühjahr ist die Zeit der Baumblüte. Allergiker fürchten diese Zeit, weil sie von den üppig in der Luft
umherschwirrenden Pollen gereizt werden. Doch für die Bäume ist es eine wichtige Phase im Jahresverlauf.


Uns fällt die Baumblüte oft nicht auf und wird gern mit dem Austrieb der Blätter verwechselt. Viele Bäume blühen aber zuerst und organisieren ihre Fortpflanzung, bevor sie die Blätter entfalten, mit denen sie sich über die Photosynthese von Licht und Luft (= CO2) ernähren. Da die Blüte hoch oben in den Baumkronen stattfindet, ist sie für uns erdgebundene Menschen schwierig zu beobachten.  

Zeitig im Frühjahr beginnt die Hasel den Blütenreigen in der Natur. Wenn die Haselsträucher die Kätzchen
ausfahren und bei trockenem Wetter öffnen, fallen Abermillionen von Pollenkörnern heraus, die der Wind zu  den  weiblichen,  unscheinbaren  Blüten  trägt.  In  der  verwelkenden  Blüte  beginnt  dann,  wie  bei  allen Blütenpflanzen, ein ziemlich komplizierter Befruchtungsprozess, aus dem nach einer Reifungszeit ein Same hervorgeht, bei der Hasel natürlich die Haselnuss.


Unter  den  Laubbäumen  sind  die  Windbestäuber  in  der  Überzahl:  Buchen,  Eichen,  Hainbuchen,  Eschen, Birken, Erlen, Ulmen, Pappeln. Sie verstreuen unzählige, winzige Pollen und hoffen, dass sie vom Wind zu den weiblichen Blüten getragen werden. Am besten weht der Wind durch das noch blattlose Geäst – darum die Blüte vor dem Blattaustrieb, was allerdings die Befruchtung wegen noch möglicher Fröste bedroht. Blätter würden zudem einen Teil der Pollen abfangen, bevor sie zur Narbe der weiblichen Blüte kommen.


Einen anderen Weg gehen die insektenbestäubten Sträucher und Bäume – derzeit an den blühenden Kirschen zu beobachten. Sie locken mit auffälligen Blüten und  süßem Duft Insekten an, die das Bestäubungsgeschäft übernehmen. Auch sie blühen vor dem Blattaustrieb – im Blattwerk würden die optischen Signale der Blüten untergehen. Doch besteht das Problem, dass in der noch kalten Witterung nicht genügend und zudem noch
überbeschäftigte Bestäuberinnen zur Verfügung stehen. Zu den einheimischen, insektenbestäubten Bäumen gehören  die  Ahorn-Arten. Die gelbgrünlichen, nicht sehr hervorstechenden Blüten riechen nur milde, bieten wenig Nektar und
scheinen nicht sehr attraktiv zu sein. Sie müssen geduldig warten, bis vielbeschäftigte Bienen oder Hummeln die Bestäubung vollziehen. Auch Linden und Weiden lassen sich von Insekten bestäuben.


Auffallend  ist, dass die „Massebildner“  in unseren  Laubwäldern  (Buche,  Eiche,  Hainbuche...) allesamt Windbestäuber sind. Die Insekten kämen bei den riesigen Waldbeständen mit dem Bestäuben im Frühjahr gar nicht nach! Nadelbäume sind immer Windbestäuber. Als sie vor zig Millionen Jahren ihre Bestäubungsmethoden entwickelten, gab es noch keine blütenbesuchenden Insekten.

 

Text: Schwarzwaldverein e.V. Freiburg, Naturschutzreferent Peter Lutz

Blüten und Blätter eines Spitzahorns
Blüten und Blätter eines Spitzahorns

Foto: Gosia K. auf Pixabay

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